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Schwalben

Frühlingsboten und Glücksbringer

Junge Rauchschwalben - Foto: Andreas Schäfferling/NABU-naturgucker.de
Junge Rauchschwalben - Foto: Andreas Schäfferling/NABU-naturgucker.de

"Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren" sagt ein altes Sprichwort. Schon im Mittelalter wurden Schwalben als Frühlingsboten und Glücksbringer verehrt. Jahrhunderte lang war es selbstverständlich, dass sie in den Städten, Dörfern und Gehöften lebten und ihren Nachwuchs aufzogen.

 

Aber inzwischen gehen die Bestände der Rauch- und Mehlschwalben zurückt. Die Gründe hierfür sind vor allem der Verlust an Nistmöglichkeiten und der Nahrungsmangel durch den drastischen Insektenrückgang.

 

Im Folgenden wollen wir Mehl- und Rauchschwalben kurz vorstellen, die Ursachen für ihre Populationsrückgänge beschreiben und Möglichkeiten nennen, wie den Schwalben geholfen weden kann. Wir, die Projektgruppe Gebäudebrüter des NABU Heppenheim, engagieren uns dafür, dass die Schwalben auch in Zukunft in und um Heppenheim ein gutes Zuhause finden. Wenn auch Sie unsere Glücksbringer unterstützen möchten, setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung: info@nabu-heppenheim.de

 


Mehlschwalbe

Foto: Frank Beisheim/NABU-naturgucker.de
Foto: Frank Beisheim/NABU-naturgucker.de

Ihren Namen verdankt die Mehlschwalbe (Delichon urbicum) ihrer weißen Unterseite, so als hätte sie in Mehl gesessen. Auch Bürzel sowie Beine und Füße sind weiß befiedert. Die Oberseite und die Flügel sind schwarz, wobei Kopf und Rücken metallisch blau-schwarz glänzen. Der Schwanz der Mehlschwalbe ist schwach gegabelt und hat im Gegensatz zur Rauchschwalbe keine langen Spieße. Eine Mehlschwalbe wiegt knapp 20 Gramm und ist mit einer Länge von etwa 12 cm etwas kleiner als die Rauchschwalbe.

Foto: Udo Krupka/NABU-Naturgucker.de
Foto: Udo Krupka/NABU-Naturgucker.de

Mehlschwalben leben gesellig und sind Koloniebrüter. Ihre halbkugelförmigen Lehmnester bauen sie am liebsten an rauh verputzte Hauswände unter Dach- oder Fassadenvorsprüngen. Meist brüten sie ein-  bis zweimal, selten auch dreimal im Jahr. Ein Gelege besteht aus drei bis fünf Eiern, die Brutdauer beträgt etwa zwei Wochen. Nach etwa drei bis vier Wochen fliegen die Jungen erstmals aus, sie kehren aber die ersten Tage abends wieder ins Nest zurück und werden noch längere Zeit von den Eltern gefüttert.

 

Mehlschwalben sind Langstreckenzieher, die in der Regel im September in Richtung Afrika aufbrechen, um südlich der Sahara zu überwintern. Im nächsten Frühjahr, meist im April, kehren sie wieder in ihre Kolonie oder in ihre Nähe zurück.

 


Rauschschwalbe

Foto: Hans-Werner Neumann/NABU-naturgucker.de
Foto: Hans-Werner Neumann/NABU-naturgucker.de

Der deutsche Name der Rauchschwalbe kommt daher, dass sie früher gerne in Schornsteinen und Rauchfängen brütete. Ihr lateinischer Name Hirundo rustica deutet an, dass sie sich eher in ländlichen Regionen wohlfühlt: rustica heißt wortwörtlich "bäuerlich".

 

Das Gefieder der Rauchschwalbe ist auf der Oberseite metallisch schwarz-blau glänzend. Der Bauch ist weiß bis cremefarben, Gesicht und Kehle sind rotbraun, unterhalb der Kehle ist ein dunkles Kropfband. Rauchschwalben sind durch ihre langen Schwanzspieße gut zu erkennen. Sie werden etwa 18 cm groß und wiegen rund 20 g.

Foto: Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de
Foto: Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de

Rauchschwalben bauen ihre Lehmnester im Inneren von Gebäuden, z. B. in offenen Ställen, Schuppen, Scheunen, Garagen oder Carports. Das Nest ist schalenförmig und nach oben hin offen. Im Gegensatz zu Mehlschwalben bevorzugen Rauchschwalben etwas mehr Abstand zwischen den Nestern. Sie brüten ein- bis dreimal pro Jahr. Aus den drei bis sechs Eiern schlüpfen nach etwa zwei Wochen die Jungen, die nach ca. drei Wochen flügge sind. Sie werden dann noch bis zu zwei Wochen außerhalb des Nestes von den Altvögeln versorgt.

 

Auch Rauchschwalben sind Langstreckenzieher, die ab Mitte September ihren Zug in ihre Winterquartiere in West- und Zentralafrika antreten. Nach dem Winter treffen ab Ende März die ersten Rauchschwalben wieder bei uns ein.

 


Außerdem ...

... kommen in Deutschland noch die Ufer- und die Felsenschwalbe vor. Beide sind jedoch selten in Dörfern und Städten anzutreffen und werden nicht zu den Gebäudebrütern gezählt. Die Mauersegler jedoch sind auf Nistplätze in und an Häusern und anderen Bauwerken angewiesen, sie sind typische Gebäudebrüter. Auf den ersten Blick kann man sie leicht mit Schwalben verwechseln, miteinander verwandt sind sie aber nicht.


Rückgang der Schwalbenpopulation

Was sind die Ursachen?

Verlust von Nistmöglichkeiten

Schwalben sind brutplatztreue Vögel, sie kehren jedes Jahr an ihre alten Niststandorte zurück. So müssen sie nach ihrer anstrengenden Reise kein neues Nest bauen, sie müssen es höchstens ausbessern, wenn es beschädigt ist, was deutlich weniger Kraft und Aufwand kostet.

Durch Bauschaum zerstörte Nester - Foto: S. Eck
Durch Bauschaum zerstörte Nester - Foto: S. Eck

Bei der Sanierung von Gebäuden, Scheunen und
Ställen werden die Nester jedoch oft entfernt und nicht ersetzt oder Einflugluken in Ställe werden geschlossen. Leider kommte es auch vor, dass Nester absichtlich zerstört werden.

 

Glatte Außenwände an modernisierten Gebäuden verhindern, dass das Nistmaterial haftet. Hinzu kommt, dass die Schwalben durch die zunehmende Versiegelung des Bodens immer weniger die für den Bau und die Ausbesserung der Lehmnester notwendigen Lehmpfützen finden.

 

 

Nahrungsknappheit

Mehlschwalben - Foto: Georg-Dietrich Kunzendorf/NABU-naturgucker.de
Mehlschwalben - Foto: Georg-Dietrich Kunzendorf/NABU-naturgucker.de

Schwalben sind reine Insektenfresser. Ihre Nahrung, die sie im Flug erbeuten, besteht vorwiegend aus Mücken, Fliegen und Blattläusen. In geringen Mengen finden sich auch Käfer, Bienen, Schmetterlinge oder Libellen auf ihrem Speiseplan.

 

Seit geraumer Zeit ist jedoch ein dramatisches Insektensterben zu verzeichnen. Die Hauptursachen sind vor allem die intensive Landwirtschaft, der hohe Einsatz von Pestiziden, die zunehmende Flächenversiegelung sowie die Klimakrise. Es wird immer schwieriger für die Schwalben, genügend Nahrung für ihre Jungen zu finden.

 

 


Wie können wir den Schwalben helfen?

Anbringen von künstlichen Nestern

Kommen in der Umgebung, in der Sie wohnen, Schwalben vor? Besitzen Sie ein Gebäude, das den Anforderungen für Schwalbennester entspricht? Wenn ja, dann können Sie durch die Anbringung künstlicher Nester den Schwalben ein Zuhause bieten.

 

Achten Sie bitte darauf, dass die Nisthilfen so angebracht werden, dass sie für Fressfeinde wie Katzen oder Marder unzugänglich sind.

 

 

Mehlschwalben-Nisthilfen

künstliches Mehlschwalben-Nest - Foto: Günter Pitschi/NABU-naturgucker.de
künstliches Mehlschwalben-Nest - Foto: Günter Pitschi/NABU-naturgucker.de

Bringen Sie die Mehlschwalbennester an der Außenfassade direkt unter dem Dachvorsprung an, der mindestens 30 cm betragen sollte. Die Höhe sollte mindestens 4 Meter betragen. Wählen Sie möglichst die wind- und wetterabgewandte Seite des Hauses, optimal ist die Ostseite bzw. Südostseite.

 

Ein freier Anflug muss möglich sein, d.h. er darf nicht durch hohe Bäume, Masten, Leitungen oder andere Hindernisse verhindert sein.

 

Um eine eventuelle Verschmutzung der Fassade zu verhindern, können Sie mit einem Abstand von ca.  50 cm Kotbretter unterhalb der Nisthilfen anbringen.

 

Da Mehlschwalben gesellige Koloniebrüter sind, können Sie beliebig viele Nester in einer Reihe anbringen.

 

 

Rauchschwalben-Nisthilfen

künstliches Rauschschwalben-Nest - Foto: Joachim Aretz/NABU-naturgucker.de
künstliches Rauschschwalben-Nest - Foto: Joachim Aretz/NABU-naturgucker.de

Bringen Sie Rauchschwalbennester im Inneren von Gebäuden, wie z.B. in Ställen oder Scheunen, aber auch in Garagen oder Carports an. Achten Sie darauf, dass Fenster, Türen oder andere Einflugöffnungen während der Brutsaison stets offen sind und dass keine Bäume oder andere Hindernisse den freien Anflug behindern.

 

Die Nisthilfen sollten in mindestens 2 Meter Höhe angebracht werden, der Abstand zwischen der Oberkannte des Nests und der Decke sollte ca. 15 cm betragen.

 

Ein im Halbdunkeln liegender und vor Zugluft geschützter Platz ist ideal.

 

Rauchschwalben mögen keine Artgenossen in unmittelbarer Nähe. Bringen Sie deshalb die Nester bitte mit einem Abstand von mindestens 1 Meter zueinander an.

 

 


Decken Sie für die Schwalben den Tisch

Schwalben finden Ihre Nahrung im Flug im sogenannten Luftplankton. Das sind in erster Linie Mücken und Fliegen, aber auch Blattläuse, Eintagsfliegen, Käfer, Schmetterlinge, Libellen und vereinzelt auch kleinere Bienen.

 

Man schätzt, pro Brut verfüttern Mehlschwalbeneltern etwa 1 Kilogramm Insekten. Das ist eine ganze Menge. Leider hat die Zahl der Insekten dramatisch abgenommen. Es ist daher dringend notwendig, dass wir uns dafür engagieren, den Bestand wieder zu erhöhen. Auch Sie können dazu beitragen. Hier sind ein paar Anregungen, wie Sie durch insektenfreundliches Gärtnern den Schwalben zu einem gedeckten Tisch verhelfen können - egal, ob Sie einen Garten oder einen Balkon besitzen:

  • Bevorzugen Sie heimische Pflanzen, denn viele hiesige Insektenarten sind auf sie angepasst, während sie sich von exotischen Pflanzen und Zuchtformen (z.B. mit gefüllten Blüten) meist nicht ernähren können.
  • Verzichten Sie auf Pestizide. Wenden Sie lieber biologischen Pflanzenschutz an, indem sie Kulturen mischen, die sich gegenseitig vor Schädlingen schützen.
  • Wählen Sie Pflanzen mit verschiedenen Blühzeiten, damit die Insekten jederzeit ein reiches Blütenangebot vorfinden - und die Schwalben damit jederzeit Futter.
  • Schneiden Sie Stauden erst im Frühjahr zurück, denn in ihnen überwintern zahlreiche Insekten
  • Sorgen Sie für verschiedene Strukturen in ihrem Garten: Wasserstelle/Teich, Holzstapel, Trockenmauer, Laub- oder Reisighaufen, Steinhaufen, Käferkeller, Blumenwiese, begründe Wände oder Dächer.
  • Verzichten Sie im Sommer auf Nachtbeleuchtung im Freien (Stichwort "Lichtverschmutzung").

Ausführliche Informationen zum Thema naturnahe Gärten finden Sie hier: Naturschutz im Garten

 

Foto: S. Eck
Foto: S. Eck

Lehmpfütze im Garten anlegen

Damit Schwalben natürliche Nester bauen und ausbauen können, benötigen sie Lehmpfützen, die maximal etwa 300 Metern vom Niststandort entfernt liegen. Bei größeren Distanzen würde der Lehm ansonsten bereits beim Transport antrocknen und sich nicht mehr für die Verbauung am Nest eignen.

 

Was benötigen Sie für eine künstliche Lehmpfütze:

  • Teichfolie in der Wunschgröße, gerne 1,50m x1,50m alternativ eine flache Wanne oder Schale
  • 2 Eimer Lehm oder einige naturbelassene Lehmziegel aus dem Handel 
  • Stroh oder Strohhäcksel, trockenes, grobes Heu

Wählen Sie für die Lehmpfütze einen sonnigen Platz aus, der von den Schwalben angeflogen werden kann und der keine Deckung für Katzen bietet. Das kann ein Flachdach sein oder eine Freifläche bspw. auf einer Grünfläche.

 

Für die Teichfolie eine Mulde etwa 10 cm tief ausheben. Wanne oder Schale flach eingraben.

 

Dann stellen Sie das Lehm-Häcksel-Gemisch 9:1 her. Dafür wird der Lehm mit Wasser angerührt bzw. die Lehmziegel werden in Wasser aufgelöst. In diese Masse wird das kleingeschnittene Stroh und Heu gegeben. Die Masse wird dann in die Mulde eingerührt.

 

Pflege: Die Lehmpfütze sollte den ganzen Sommer über feucht gehalten werden. 

 

Foto: Karl Kern/NABU-naturgucker.de
Foto: Karl Kern/NABU-naturgucker.de

Plakette Schwalbenfreundliches Haus

Bei Ihnen nisten Schwalben am Haus? Dann zeigen Sie dies mit der Plakette "schwalbenfreundliches Haus" des NABU Deutschland. Mehr Informationen zu dieser Initiative finden Sie unter:

 

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/schwalbenfreundliches-haus/22141.html

 

Je mehr Plaketten unser Stadtbild prägen, desto selbstverständlicher wird es für andere Hausbesitzer, sich Ihrem Beispiel anzuschließen und Schwalben an ihrem Haus willkommen zu heißen.

 


Unsere Glücksboten sind gesetzlich geschützt

Die Gesetzeslage

Schwalben gehören nach der europäischen Vogelschutzrichtlnie zu den geschützten Arten. Für sie gelten die Vorschriften der Paragraphen §§ 13, 39 und 44 des Bundesnaturschutzgesetzes. Diese verbieten, die Tiere mutwillig zu beunruhigen, zu fangen oder zu töten. Was bedeutet das im Detail:

Foto: René Bürgisser/NABU-naturgucker.de
Foto: René Bürgisser/NABU-naturgucker.de
  • Es ist nicht erlaubt, ihre Fortpflanzung-oder Ruhestätten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Eine Beschädigung liegt bereits dann vor, wenn man die Überreste alter Nester entfernt, denn diese dienen dem Wiederaufbau im folgenden Jahr
  • Der Zugang zu den Brutstätten darf nicht durch Baugerüste oder andere Hindernisse versperrt werden
  • Schwalbenabwehr oder die Nestentfernung, z.B.bei Fassadenrenovierungen, bedürfen der Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde im Umweltamt
  • Unzulässig ist auch das Anbringen von Baustellenbändern, Netzen, Metallspikes oder anderen Abwehrmöglichkeiten, wenn die Fassade bereits von den Vögeln besiedelt war
  • Dieser Lebensstättenschutz gilt auch in den Wintermonaten und für leer gebliebene Nester. Grund: die Vögel sind standorttreu und suchen im kommenden Jahr ihre alten Nester wieder auf

Welche Strafen drohen bei Missachtung:

Bei Missachtung droht ein mögliches Bußgeld, welches sich nach der Schwere des Einzelfalls richtet.

Mehr Info hierzu unter: https://www.bussgeldkatalog.org/schwalbennest-entfernen/