Die Lorscher Sandgrube, nahe bei Hüttenfeld, entstand ehemals durch Sandabbau durch die Stadt Lorsch, füllte sich in niederschlagsreichen Jahren mit Oberflächen- und Druckwasser. Es entstand ein Feuchtbiotop, das vielen seltenen Arten als Lebensraum diente.
Häufig fiel die Grube aber leider trocken.
Mit einem großen Bagger wurden 6 tiefe Stellen geschaffen. Das sollte helfen, dauerhaft für Wasserflächen zu sorgen. Auch dies scheiterte am immer weiter fallenden Grundwasserstand. Seit der Installation eines Auslaufbauwerkes an der ca. 600 Meter entfernten Weschnitz, welches ursprünglich zur Einleitung von Wasser in den Lorscher Wald gedacht war, wurde die Grube bei der Gefahr der Austrocknung immer wieder von dort über einen Graben mit Wasser beschickt. Hierdurch entstand ein zumeist dauerhaft wasserführendes Biotop, welches sowohl den Amphibien wie auch der Vogelwelt Rast- und Vermehrungshabitat bot.
Dieses war so attraktiv, gerade für die Avifauna, dass sich das Gebiet zu einem wahren Hotspot der Vogelwelt entwickelte. Ungewöhnlich die Artenvielfalt auf so kleinem Terrain. Um die Fauna des bedeutenden Gebietes besser erfassen und dokumentieren zu können, wurde auf Anregung unserer Ornithologen eine Beobachtungshütte am Westrand der Grube durch die Stadt Lorsch errichtet, zu der ausgewählte Personen Zugang haben. In einem Erfassungsbuch werden die Beobachtungen niedergeschrieben und dienen so dem Monitoring der Brut- und Rastvögel, sowie der dortigen Nahrungsgäste.
In den letzten niederschlagsarmen Jahren sank der Grundwasserspiegel deutlich und auch die Weschnitz führte in den für die Amphibien und Vögel relevanten Zeiten sehr geringe Wasserstände, die oft eine Wassereinleitung nicht ermöglichten. Verluste an Vogelbruten wie auch Laichverluste mussten leider hingenommen werden.
Gerade für die besonders streng geschützten und gefährdeten Arten wie Zwergtaucher und Rohrweihe waren die Trockenphasen tragisch. Das immer häufiger auftretende Trockenfallen mit den Verlusten für die Tierwelt veranlasste uns, geeignete Maßnahmen zur Erhaltung des wertvollen Biotops der Stadt Lorsch und den Naturschutzbehörden vorzuschlagen.
Unsere Vorschläge fanden bei der Stadt Lorsch und allen Behörden Zustimmung.
Die Stadt Lorsch, besonders der Bauamtsleiter Volker Knaup unterstützte uns wie immer in unseren Anliegen.
Frau Schmitz von der Oberen Naturschutzbehörde bei Regierungspräsidium Darmstadt unterstützte die Maßnahme sehr und sorgte auch für die finanzielle Förderung.
Das Pflege- und Maßnahmekonzept soll folgende übergeordnete Ziele erfüllen:
Wasserführung: Die Sicherstellung der Wasserführung erfolgt durch Einleitung von Weschnitzwasser während der Laichzeit der Amphibien sowie der Brutzeit der Avifauna. Über den Winter wird die Wasserführung alle 3-5 Jahre unterbunden, so dass die Feuchtlebensräume trockenfallen und eine potentielle Fischbesiedlung deutlich reduziert wird.
Schilfflächen: Die nördliche und südöstliche Schilffläche bleiben ungestört. Der Biotoptyp hat eine lange Lebensdauer und Standhaftigkeit gegenüber anderen Biotoptypen (Verbuschung). Bei hinreichender Wasserführung bleibt das Schilfbiotop stabil. Als Schutzfläche für Schilfbrüter und für die Rohrweihe sollte der nördliche und mittlere Bereich langfristig erhalten bleiben.
Wasserflächen und überstaute offene Feuchtlebensräume: Im südwestlichen Teil der Sandgrube bleiben die unterschiedlichen Feuchtlebensräume aus Seggenriedern und Feuchtstaudenfluren, die bei höheren Wasserständen überstaut werden, erhalten. Der Flächenanteil für diesen Lebensraumtyp wird durch den Abzug der Schilfrhizome (Maßnahme 3) und die Entfernung der Weidengebüsche mit Wurzeln (Maßnahme 2) deutlich vergrößert. Dadurch werden die temporären, gut besonnten Flachwasserbereiche, die Aufzuchtflächen für die Knoblauchkröten und gleichzeitig Landlebensraum für andere Amphibienarten wie Grünfrösche darstellen, deutlich vergrößert.
Weiterhin wird eine größere offene Wasserfläche durch den Abzug von Schilfrhizomen im Nordosten des Laichgewässers hergestellt, um für anwandernde Knoblauchkröten aus Norden und Osten den Raumwiderstand des Laichgewässers zu verringern und ein attraktives, sich gut aufheizendes Laichhabitat anzubieten.
Südböschung: Auf der südlichen Uferböschung entlang des vielbefahrenen Radweges wird eine Feldhecke gepflanzt. Diese soll als Sichtschutz dienen und gleichzeitig ein Betreten des Ufers oder Eindringen von Hunden zur Wasserfläche verhindern. Zur Sicherung der Hecke wird ein 2 Meter hoher Zaun aus Knotengeflecht, analog des bereits auf der Ostseite des Gewässers vorhandenen Zauns, errichtet.
Die Heckenpflanzung erfolgt zweireihig mit einheimischen, früchtetragenden Gehölzen.