08.09.2016: Heilpflanzen

 

Bei unserem September-Treffen haben wir uns mit Heilpflanzen beschäftigt. Viele der Pflanzen, die um uns herum wachsen, können sehr nützlich für uns sein. Schon seit vielen tausend Jahren nutzen die Menschen die Inhaltsstoffe von bestimmten Pflanzen, um wieder gesund zu werden. Und selbst wenn Leute glauben, sie greifen lieber zu einer Pille, stecken meist die Kräfte der Pflanzen hinter dem Geheimnis des Wirkstoffs - nur, dass er heutzutage industriell gewonnen oder synthetisch hergestellt und haargenau dosiert und in Tabletten, Säfte oder ähnliches gemischt wird.

Um die Pflanzen zu finden, sind wir erstmal in den Wald gelaufen. Dort an den Waldwegen und auch draußen an den Feldern, wachsen sie, unsere Heilkräuter, völlig unscheinbar und meist nur wenig beachtet. Wie viele verschiedene Kräuter wir hier wohl finden werden?

Das erste, das uns auf unserem Weg begegnet ist der Schwarze Nachtschatten. Nachtschattengewächse sind generell giftig und nur unter bestimmten "Bedingungen" essbar. Kartoffeln zum Beispiel zählen auch zu den Nachtschattengewächsen. Sie sind giftig, wenn man sie roh verzehrt. Wir essen bei der Kartoffel ja auch nicht die Früchte, sondern die Knollen, in denen die Kartoffel Stärke zum Wachstum der neuen Kartoffelpflanze speichert. 

Vom Schwarzen Nachtschatten wurde früher während der Blütezeit das Kraut gesammelt und Tee gegen Verdauungsbeschwerden daraus gekocht. Aber im Falle des Nachtschattens solltet ihr aufgrund seiner Giftigkeit doch lieber auf andere Kräuter ausweichen, wenn euch mal schlecht ist. Da gibt es bekömmlichere Mittel, mit denen ihr bei einer Selbstmedikation weniger falsch machen könnt! 

Das nächste Heilkraut in unserer Sammlung ist das Schöllkraut. Schöllkraut gehört zu den Mohngewächsen. Es ist sehr bitter und wird eigentlich nur noch äußerlich angewandt. Wenn man das pflückt, kommt aus dem Stängel ein gelber Saft. Den verwendet man gegen Warzen. Einfach mehrmals täglich die Warze damit betupfen - das ordnen sogar heute noch manche Ärzte an. 

Die nächste Pflanze, die wir gefunden haben, kannte bereits jeder. Doch dass aus Efeu ein ganz toller Hustensaft gewonnen werden kann, war noch nicht jedem bewusst.

Uh, Brennnesseln... Das mag man sich nicht so gerne vorstellen, dass man einen Tee aus Brennnesseln trinken soll. Doch ganz ehrlich, er hilft zum einen gegen Magenverstimmungen, und er entwässert den Körper. Wenn jemand also dicke Beine kriegt, weil sich Wasser im Körper eingelagert hat (das kommt zum Beispiel bei schwangeren Frauen häufig vor), dann wirkt Brennnesseltee Wunder. Und man kann nicht viel verkehrt machen - von einer Überdosis an Brennnesseltee habe ich zumindest noch nie gehört. Im übrigen kann man aus jungen Brennnesseln auch eine ganz leckere Suppe kochen. Die brennen natürlich nicht mehr wenn sie gekocht sind, sonst wäre die Suppe bestimmt kein Genuss.

Hier haben wir Gundermann, oder auch Gundelrebe genannt. Gundelrebe schmeckt ganz klasse im Salat. Er enthält Bitterstoffe und ätherische Öle und wurde früher auch zum Haltbarmachen von Bier verwendet. Außerdem soll er gegen Kopfschmerzen und sogar Lungenentzündung helfen - wobei man bei einer Lungenentzündung besser auf die Medikamente zurückgreift, die der Arzt verschreibt!

Und Achtung an alle ReiterInnen unter euch: für Pferde und viele Nagetiere ist Gundermann giftig!

Da wächst noch ein Hustensaft - oder zumindest ein enger Verwandter. Eigentlich haben wir nach dem Spitzwegerich gesucht. Gefunden haben wir den Mittleren Wegerich, der fast genauso aussieht, nur breitere Blätter hat. Kocht man die Blüten und die Blätter vom Spitzwegerich mit Zucker oder Honig auf, erhält man einen leckeren und sehr wirksamen Sirup gegen Hustenreiz.

Die Blütenstände vom Wegerich wurden früher auch "Himmelsbrot" genannt, weil man sie essen kann und sie geschmacklich ein wenig an Brot erinnern. Das könnt ihr gefahrlos ausprobieren, Wegerich ist nicht giftig. Allerdings solltet ihr beim sammeln darauf achten, dass ihr nicht gerade an einer Hunde-Gassi-Strecke landet.

Diese Pflanze kennt auch jeder: klar, das ist Löwenzahn. Aber wisst ihr auch, wofür, bzw. wogegen man ihn verwenden kann? Er enthält Bitterstoffe, die bei Verdauungsbeschwerden helfen. Wenn man so ein vollgestopftes Gefühl im Bauch hat, dann kann man zum Beispiel ein paar frische Löwenzahnblättchen zum Nachtisch essen (oder man verzichtet von vorneherein darauf, mehr zu essen, als in den Magen rein passt ;-)).

Abgesehen davon ist Löwenzahn bei Imkern besonders beliebt, weil er früh im Jahr blüht und nach dem Winter eine wichtige Nahrung für Honigbienen ist.

So, jetzt ist erstmal genug gelernt. Schwuppdiwupp sind alle Kinder im Mais verschwunden...

Unglaublich, wie gut man sich hinter nur zwei Reihen Maispflanzen verstecken kann!

Und weiter geht es mit der Kräuterkunde: Die Echte Kamille enthält ätherische Öle, die ganz besonders duften. Wer einmal daran geschnuppert hat, vergisst den Geruch so schnell nicht wieder.

Aus Kamillenblüten kann man einen Tee gegen Magen- und Darmbeschwerden kochen. Außerdem kann man damit inhalieren, wenn man eine Nebenhöhlenentzündung hat.

 

Hier sehen wir noch den Stechapfel. Er gehört zu den Nachtschattengewächsen und ist SEHR GIFTIG! Wie gut, dass er sowieso nicht besonders appetitlich aussieht. Die Pharmaindustrie hat Methoden entwickelt, daraus einen Wirkstoff zu gewinnen, der Krämpfe bei Asthmaanfällen lösen kann. Aber das ist eindeutig was für Profis - wir lassen die Finger vom Stechapfel!

Jetzt wird es langsam Zeit, zurück zu gehen. Wir wollen uns unsere Fundstücke ja schließlich auch noch in Ruhe angucken, und noch mal wiederholen, was wir alles gelernt haben!

Unsere gesammelten Heilpflanzen nehmen wir mit in den Vogelpark und zählen erstmal nach. Wir haben sage und schreibe 22 verschiedene Kräuter und Heilpflanzen auf unserem Weg gefunden.

Die ordnen wir jetzt noch nach Namen auf dem Tisch und staunen über die Vielfalt.

 

Günther erklärt uns dann auch noch ein paar Dinge über die Geschichte der Medizin. So zum Beispiel, dass das Chinin, ein Medikament gegen die wirklich fiese, mit hohem Fieber einhergehende, Tropenkrankheit Malaria, dadurch entdeckt wurde, dass man kranke Lamas dabei beobachtet hat, wie sie die Rinde des Chinarindenbaumes gefressen haben um ihr Leid zu lindern.

 

Und das Beste kam zum Schluss:

Zum Abschied hat Betty, die gute Seele vom Vogelpark, jedem Kind, das noch da war, eine Pfauenfeder geschenkt!