11.02.2016: Das geheime Leben der Eulen: Gewölleuntersuchung

 

Bei unserem ersten Treffen in diesem Jahr haben wir uns mit einer Vogelgruppe beschäftigt, die durch ihre nächtliche Jagdaktivität einige besonders spannende Fähigkeiten besitzt: den Eulen.

Dieses Jahr beginnt bereits etwas anders, denn wir haben unseren Standort gewechselt und sind mit der Kindergruppe in den Hinteren Bruch gezogen. Hier haben wir ein wunderschönes und abwechslungsreiches Naturschutzgebiet in dem wir im Jahresverlauf einige spannende Sachen beobachten können werden und auch vermehrt in den praktischen Naturschutz einsteigen werden. Bei schlechtem Wetter und/oder klirrender Kälte finden wir Unterschlupf im Vogelpark. So auch bei unserem Februartermin. Günther stimmt uns mit einem kurzen Vortrag auf das Thema Eulen ein. Es ist fantastisch, wie perfekt Eulen an ihr nächtliches Leben angepasst sind: ihre Augen haben eine etwas zylindrische Form, damit sie das Dämmerlicht optimal ausnutzen können, und wenn es ganz dunkel wird, verlassen sie sich einfach auf ihre Ohren. Den die etwas versetzt angeordnet, so dass sie räumlich hören können (das bedeutet, dass sie den Ort, an dem sich ihre Beute befindet mit den Ohren ausmachen kann). Aber nicht nur diese Fähigkeit macht sie zu excellenten Jägern. Auch ihre Flügel sind an die Jagd im Dunkeln angepasst. Eulen setzen auf Überraschungsangriffe, und die können natürlich nur gelingen, wenn sich die Eule "anschleichen" kann.  Und das hat die Natur verblüffend einfach gelöst: die Federn an den Handschwingen weisen kleine "Fähnchen" auf, die die Luft beim Fliegen so verwirbeln, dass keine Geräusche mehr entstehen. Stellt euch zum Vergleich mal in die Stadt und hört einer Taube beim fliegen zu. Die macht richtig Krach dagegen! 

Und dann haben Eulen auch noch sehr starke und scharfe Krallen, von den vier Fußzehen können sie eine ja nach Bedarf nach vorne oder hinten drehen - so können sie gezielt zupacken und ihre Beute sicher ans Nest bringen.

 

Albert hat uns ein paar Exponate (ausgestopfte Eulen) mit gebracht, damit wir uns die Unterschiede angucken können. Dieser sibirische Uhu war auch wieder mit dabei. Das Foto ist allerdings schon bei unserer Uhu-Wanderung im Wald entstanden. Der Uhu ist bei weitem unsere größte Eule. Außerdem hatte Albert einen Steinkauz, einen Waldkauz, eine Schleiereule und eine Waldohreule dabei, die ich leider nicht alle fotografiert habe.

Und dann ging es zur Sache: wir haben gelernt, dass Eulen ihre Beute mit Haut und Haaren herunterschlucken. Die Konchen und das Fell (oder auch Federn, wenn die Eule einen Vogel erbeutet hatte) werden im Magen zu kleinen Speiballen, man sagt auch Gewölle, zusammengebappt und wieder ausgewürgt. Wenn man weiß, wo sich eine Eule tagsüber aufhält, kann man unter ihrem sogenannten Tageseinstand diese Gewölle finden und aufsammeln.

Unsere Gewölle hatten wir natürlich gut vorbereitet. Sie waren über Nacht in Alkohol eingelegt, damit keine Keime mehr darin hausen konnten. Außerdem hat jeder ein paar Gummihandschuhe bekommen. Und dann haben wir ganz vorsichtig mit Pinzetten die Gewölle auseinander gepult. Zum Vorschein kamen viele winzige Knochen und Kiefer von Mäusen und anderen Kleinsäugern. Wenn man die Knochen sortiert und vor sich auf dem Tisch auslegt, kann man unter Umständen ein komplettes Mäuseskelett rekonstruieren!

Das ist wirklich spannend. Wissenschaftler erfassen auf diese Art nämlich nicht nur, was eine bestimmte Eule gefressen hat - sie können auch, wenn sie genügend Speiballen aus einer Region gesammelt und untersucht haben, ziemlich genau sagen, welche Kleinsäuger in dieser Region leben. Und das, ohne eine einzige Maus selber gefangen zu haben!

Ganz so akribisch sind wir allerdings nicht vorgegangen. Wir haben die Knochen lediglich in kleinen Schalen gesammelt und uns über die Vielzahl gewundert. Und noch etwas ist uns aufgefallen: einige der Gewölle hat Günther von einem Falkner bekommen, der seine Greifvögel mit Hühnerküken füttert. Diese Gewölle hatten eine ganz andere Farbe. Während die "natürlichen" Gewölle grau (vom Mäusefell) mit weißen Knochen, schwarzen Käferflügeln und sonstigen Bestandteilen waren, waren die Kükengewölle gelblich, und auch vom Inhalt her monoton. Ein Falkner kann seine Greifvögel und Eulen natürlich nicht anders füttern, aber was man hier sieht gilt nicht nur für Eulen: eine abwechslungsreiche Ernährung macht einfach mehr Spaß!

Zum Schluss haben wir uns draußen noch ein bisschen ausgetobt. Nach so einer fiddeligen Arbeit, wie Gewölle auseinander zu pulen, hat das noch mal richtig Spaß gemacht!

 

Das war ein wirklich schöner Start in das neue NABU-Jahr. Wir freuen uns auf das nächste Treffen!