08.05.2016: Zitronenfalter-Wanderung

 

Treffpunkt an diesem Sonntagmorgen ist der Parkplatz am Niederwaldsee, wo wir eine Gruppe Interessierter, die der Einladung des Kreisverbands gefolgt sind, begrüßen. 

Ausgerüstet mit Kameras, Ferngläsern und Sonnenbrillen gibt es zunächst einige Informationen über die Titelfigur unserer Wanderung, den Zitronenfalter. Diesen hoffen wir heute im Niederwald zu finden, da er erfahrungsgemäß hier im Frühjahr seine Eier ablegt.

Als kleines Highlight sind zur Begrüßung zwei Kuckucke vor uns über das Feld geflogen und haben sich gejagt, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden waren. Sie waren herrlich, aber leider zu schnell, um ein Foto davon zu machen.

Der Zitronenfalter ist der einzige Tagfalter in Deutschland, der einfach frei hängend in Wind und Wetter überwintert. Diese faszinierende Fähigkeit verdankt er einer speziellen Zusammensetzung seines Blutes, welches mit Glycerin angereichert ist. Er trägt also sozusagen ein Frostschutzmittel in sich, das ihn vor dem Erfrieren schützt.

Dementsprechend ist er auch einer der ersten Falter, die wir im Frühjahr zu Gesicht bekommen. Andere Schmetterlinge, die als Falter überwintern, wie der Admiral oder das Tagpfauenauge, verkriechen sich in frostsichere Verstecke. Wieder andere Falter überwintern als Ei (z.B. Nierenfleck), Raupe (z.B. Schillerfalter) oder Puppe (z.B. Schwalbenschwanz).

Der Entwicklungszyklus eines Zitronenfalters beginnt mit einem, an einem Faulbaum abgelegten, Ei. Aus diesem Ei schlüpft nach ein bis zwei Wochen eine kleine Raupe, die die nächsten Wochen mit fressen verbringt. Die Raupen sind extrem gut getarnt und legen sich gerne entlang der Blattadern. Auf diese Weise verschmelzen sie optisch quasi mit ihrem Untergrund. Je nach Witterung dauert es zwischen drei und sieben Wochen, bis die Raupe groß genug ist, sich zu verpuppen. Nach weiteren zehn Tagen schlüpft dann der fertige Schmetterling.

Die Geschlechter der Zitronenfalter unterscheiden sich deutlich in der Farbe: während das Männchen das namensgebende Zitronengelb trägt, ist das Weibchen eher mintgrün gefärbt. 

Nach diesen einführenden Informationen bekommen die Kinder noch ein Zitronenfalterbüchlein, in das sie ihr erlerntes Wissen im Laufe der Exkursion eintragen können. Die Erwachsenen dürfen dabei helfen, wobei auch sie mit einer eigenen Aufgabe versehen werden: ein Exkursionsprotokoll, das sie führen können, soll helfen, sich an alle Highlights der Wanderung zu erinnern, und wird gerne entgegen genommen.

Auf dem Weg in den Wald kommen wir bereits an einigen Büschen, hier dem Weißdorn, vorbei, auf dem sich allerhand Raupen tummeln. 

Nico erklärt, warum es so wichtig ist, in seinem Garten nicht nur schön blühende Blumen anzupflanzen: Schmetterlinge sind besonders bei der Wahl der Futterpflanze für ihre Raupen sehr spezialisiert. Es reicht also nicht, den Faltern nektarreiche Blüten zu Verfügung zu stellen -  auch die Futterpflanze muss da sein, sonst wissen die Falter nicht, wo sie ihre Eier hinlegen sollen. Die Raupe des Zitronenfalters ist beispielsweise auf den Faulbaum angewiesen.

An den Weiden finden wir viele Raupen aus der Familie der Spanner. Charakteristisch für Spannerraupen ist die Anordnung der Beine: es gibt drei Beinpaare am Brustsegment der Raupe und dann erst wieder "hinten" zwei weitere Beinpaare. Dadurch haben sie eine putzige Art, sich fortzubewegen. Sie schieben die hinteren Beinpaare an die vorderen heran und machen dabei einen Buckel. Nun haben setzen sie ihre vorderen Beinpaare nach vorne, anschließend ziehen sie ihre hinteren Beinpaare nach etc.

Eine besonders beeindruckende Raupe läuft uns ein paar Meter weiter über den Weg: die Raupe eines Weidenbohrers. Sie ist länger als ein ausgewachsener Männerfinger und auch fast so dick. Aus ihr wird der auch nicht gerade kleine Nachtfalter schlüpfen, der in den Bildern unten zu sehen ist. 

Wir halten nicht nur nach Raupen Ausschau - auch an Vögeln ist einiges zu beobachten und vor allem zu hören! Die Nachtigall in diesem Bild hat nicht nur lautstark gesungen - sie hat sich sogar geduldig gezeigt und ist sitzengeblieben als wir uns genähert haben.

Daneben haben wir noch Mönchsgrasmücken, Buchfinken, den Zilpzalp und einige andere gehört und gesehen.

Im Niederwald fangen gerade die Maiglöckchen an, zu blühen. Im zeitigen Frühjahr kann man hier auch Bärlauch sammeln, aber man sollte sich vorher über die Unterschiede schlau machen, um Vergiftungen zu vermeiden. Aber die beiden Pflanzen auseinander zu halten ist nicht besonders schwer: Maiglöckchenblätter kommen eingerollt wie eine Zigarre aus der Erde. Außerdem wachsen die Blätter paarweise am Steil und sie duften nicht nach Knoblauch.

So, da sind wir an den Faulbäumen, auf denen wir die Zitronenfalter vermuten. Leider scheint der kalte und nasse April den Frühlingsboten nicht besonders gut getan zu haben - wir finden nur eine winzig kleine Raupe, für die man eine Lupe gut gebrauchen könnte. Immerhin sehen wir ein paar erwachsene Falter vorbei flattern. 

 

Ein Waldbrettspiel (siehe Bild) ist auch unterwegs, und wir sehen einige Aurorafalter, die kleinen weißen, deren Männchen orangene Flügelspitzen haben. Die legen ihre Eier gerne auf der Knoblauchrauke ab, die hier am Wegrand wächst.

Zum Abschluss der Wanderung gibt es für die Kinder noch eine kleine Überraschung: wir haben Zaubertinte vorbereitet! Mit einem Wattestäbchen dürfen sie Zitronenfalterbilder auf das vorbereitete Papier malen. Und siehe da, die farblose Flüssigkeit leuchtet plötzlich pink, als sie das Papier berührt...!

Zum Abschluss gleichen wir auch noch unsere Exkursionsprotokolle ab.

 

Wir haben gesehen:

Falter:

Zitronenfalter, Waldbrettspiel, Aurorafalter, Kleinen Kohlweißling

 

Raupen:

verschieden Spannerraupen, Zitronenfalter (winzig), Weidenbohrer

 

Vögel:

Nachtigall, Haubentaucher, Mehlschwalbe, Mäusebussard, Kuckuck, Stockente, Blässralle, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Zaunkönig, Graureiher, Bachstelze, Rabenkrähe, Star, Buchfink

 

Daneben noch einige Pflanzen, Kaulquappen, Teichfrösche etc., und stellen fest, dass es sich, trotz fehlender Masse an Zitronenfalterraupen, doch sehr gelohnt hat, heute rauszugehen!